Keine Angst vor Tschechischen Kollegen


Wiesheu: Warum unsere Arbeiter die Kollegen aus Tschechien nicht fürchten müssen. Seminar deutsch-tschechische Zusammenarbeit. Bayerischer Wirtschaftsminister sieht keine große Gefahr eines massiven Stellenabbaus


Produktionsaufbau in Billiglohnländern des Ostens zerstöre Arbeitsplätze gerade in Ostbayern, heißt es. Am Ende nur ein Gerücht? “In der Summe war die Entwicklung positiv”, rechnet Bayerns Wirtschaftsminister Otto Wiesheu jetzt auf dem 2. Deutsch-Tschechischen Seminar der Arbeitsgemeinschaft deutscher Technologie- und Gründerzentren (ADT) in Neukirchen b. Hl. Blut im Gespräch mit der PNP vor. Zwar seien anfangs vor allem in unserer Grenzregion auch Arbeitsplätze weggefallen, mittlerweile aber hätten manche Firmen, die sich etwa in Tschechien oder Polen engagierten, sogar wieder neue Stellen in Ostbayern geschaffen. “Die Möglichkeit der Mischkalkulation ließ manchen Betrieb konkurrenzfähiger werden und die Umsätze steigen”, so Wiesheu. Weil zahlreiche Unternehmen - besonders auch solche zwischen Altötting und Bayerisch Eisenstein - in Tschechien, Polen oder Ungarn auch neue Märkte erschlossen hätten, habe so manche Firma ihre Kapazitäten erweitern müssen, um die gestiegene Nachfrage befriedigen zu können. Gerade der “fleißige ostbayerische” Beschäftigte müsse seine Kollegen in Tschechien oder Polen nicht fürchten. Zur persönlichen Arbeitsplatzsicherung ist es laut Wiesheu aber notwendig, dass die Ostbayern den Produktionsnachteil der hohen Löhne bei uns durch “mehr Kreativität, Flexibilität und vor allem Können ausgleichen.” Nur wenn die Qualität der Produkte, die in Deutschland gefertigt werden, besser sei, als die der im Osten hergestellten, bleibe die Produktion bei uns erhalten. Chams Landrat Theo Zellner überbietet seinen Gast sogar noch mit der Feststellung: “Ohne die Grenzöffnung hätte sich mancher Betrieb erst gar nicht in unserem Landkreis angesiedelt.” Natürlich bedeute Expansion in neue Märkte immer auch ein Risiko, doch darüber dürften nicht die Chancen verkannt werden. Viele Beispiele gerade von Betrieben aus der Region zeigten, dass Produktions- oder Absatzmarkt-Aufbau in den östlichen Nachbarländern durchaus lohnend sein könne.


Erfahrungen


Heinz-Herbert Berger ist Geschäftsführer des Transformatorenherstellers Tauscher in Freyung. Sein Betrieb fertigt in Tschechien mit 60 Mitarbeitern und in Deutschland mit 40. Er erzählt, der größte Vorteil seines Tschechien-Engagements liege nach wie vor im niedrigen Lohngefüge. “In Tschechien verdient ein Ingenieur weniger als bei uns ein Lehrling”, sagt er. Auch seien die Tschechen “hochmotivierte, flexible und gut ausgebildete Facharbeiter.” Und: Tschechien werde zunehmend auch ein interessanter Absatzmarkt. Doch auch Berger spürt Nachteile: “Man hat die Fertigung nicht mehr direkt im Griff und die Produktionsqualität schwankt ständig.” Auch müsse das benötigte Material genau vorbereitet und kommissioniert werden, denn wenn nur ein kleiner Teil fehle, “dann steht die Fertigung.” Einen großen Aufwand verursache außerdem die Zollabfertigung. Berger im Detail: “Meist haben wir 100 000 Teile in 50 verschiedenen Zolltarifpositionen am Lkw. Eine Riesenarbeit, die dringend einer Vereinfachung bedarf.” Das nehme die Firma Tauscher dennoch in Kauf. Und die Arbeitsplätze im bayerischen Grenzland? Berger: “Diese Region wird nicht verarmen, der Unterschied zwischen Ost und West wird noch lange bleiben - wenn die Deutschen ihren Qualitätsvorsprung gegenüber Tschechien und Polen halten können. Tauscher auf jeden Fall wolle die deutschen Mitarbeiter mit ihrer “großen Produkterfahrung” und ihrem “hohen Qualitätsbewusstsein” halten.


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